



Zugegeben, das war mir zu viel. Ich radle nicht durch den Balkan, um inmitten von verschwitzten Touris mit Sonnenbrand ein Wiener Schnitzel zu essen und dabei auf österreichischer Mundart mit dem Kellner zu schwatzen. Auch nicht, wenn der Ausblick statt auf den Stephansdom dafür wenigstens auf die blaue Adria ist.
Mit dem Rad entgeht man dem Massenwahnsinn in Kroatien wenigstens relativ einfach. Und auch, wenn die Küste im Sommer zu gefühlten 95% mit deutschen und österreichischen Kennzeichen zugepflastert ist - schön ist sie ja trotzdem. Manchmal, ganz selten, radelt man sogar in ein kleines Dorf, in dem weder die Frau in der Bäckerei noch der Busfahrer eine andere Sprache als Kroatisch mit dir sprechen, in dem in den Bars und Restaurants nur Einheimische sitzen und wo man sich doch ein bisschen wie im Balkan fühlt. Manchmal.

Die Straße übers Meer: Antenal
Caffe Bar Corner in Poreč





Wahrscheinlich das schönste Dorf in Istrien: Vrsar


Sieht aus wie ein Fluss, ist aber Meer: Der Limski-Kanal
Eigentlich wären wir gerne mit dem Boot weiter gefahren. Von Vrsar nach Rovinj gäbe es so einige, die Anzahl derer, die auch Räder mitnehmen, ist aber leider gleich null. Also schwingen wir uns doch noch einmal auf die Sattel.
Zum Glück! Der Weg führt vorbei am Limski-Kanal, ein Meeresarm, der mitten durch grüne Wälder und felsige Klippen ins Landesinnere Kroatiens führt. Von oben funkelt es dunkel-türkis aus dem satten Grün der Bäume zu uns, wir lassen uns glücklich bis hinunter rollen. Da vergisst man schnell, dass man alle Höhenmeter auf der anderen Seite wieder nach oben strampeln muss.

Muss sein: Rovinj
Was soll ich sagen? Wenn man schon mal da ist... kann man auch die Unmengen an Reisenden aushalten, die Rovinj im Sommer übernehmen. Weil: Recht haben sie eh. Rovinj ist superschön.
Wir kämpfen uns durch die Massen, rutschen alle fünf Minuten auf den millionenmal berührten Pflastersteinen aus und essen schließlich eine überteuerte Pizza im nächstbesten Restaurant, das wir im After-Radtour-Hunger finden. Ich beantworte trotzig jede Frage mit mit dem spärlichen Kroatisch, das ich aufgeschnappt habe, und wenn das nicht geht, wechsle ich zu Englisch. Deutsch? Kann ich nicht. Sorry.
Und trotzdem: Ich mag Rovinj. Auch, wenn ich hier nicht länger als ein paar Stunden verbringen wollen würde - es kommt mit auf die Highlight-Liste. Wenn man sich die ganzen Leute weg denkt, ist es nämlich bestimmt eine der schönsten Städte an der Adria.




Das Beste kommt zum Schluss: Kap Kamenjak
Als wir in Pula ankommen, möchte ich am liebsten einfach nur mehr im Zimmer mit Klimaanlage liegen und schlafen. Draußen flimmert die Luft vor lauter Hitze, auch ohne Radfahren kommt man bei jeder Bewegung ins Schwitzen. Danke, aber nein danke.
Nach hunderten "Sollen wir?" und "Sollen wir doch nicht?" setzen wir uns schließlich doch noch in den Bus. Den vorletzten, wohlgemerkt. Er bringt uns nach Premantura, von dort aus spazieren wir zum Kap Kamenjak. Erst jetzt bin ich froh, doch noch aufgestanden zu sein: Der südlichste Punkt Istriens ist für mich auch der schönste.
Man kann den Naturpark auf einem kleinen Wanderweg umrunden oder sich auch einfach eine der felsigen Buchten aussuchen, um den Tag badend zu verbringen. Wir entscheiden uns dafür, eine Kombi aus beidem zu machen und spazieren los, auf der Suche nach dem perfekten Badeplatz zum Sonnenuntergang.


